Das Wasserschloss Schonstett

Das Wasserschloss Schonstett

Die Entstehung der Schonstetter Hofmark und der Bau des Schonstetter Schlosses wird durch eine Tauschurkunde von 1404 und einem Kaufbrief von 1438 urkundlich belegt. Die Urkunden des Klosters Altenhohenau und des Gerichtes Kling, bestätigten mit Originalsiegeln der Adelsfamilie der „Laiminger“ den entscheidenden Eigentumswechsel.

In dieser Urkunde tauschten Hans der Laiminger, Hauptmann von Salzburg, seine Hausfrau Anna von Hohenrechberg und Georg, der Sohn seines Bruders Urban, die Vogtei zu Schmiding, gelegen zwischen Holzhausen und Wörlham, gegen den von Elspeth von Schonstett und ihrem Sohn Peter von Schonstett zu Warnbach eigenen Burgstall und Anger, gelegen zu Schonstett, mit allen Rechten und Nutzen, welche die Schonstetter vorher hatten.

Der Erwerb des verfallenen Herrschaftssitzes der Schonstetter, sowie der Kauf des Schonstetter Gerichtes im Jahr 1416 von Peter dem Schonstetter zu Warnbach, gab Hans dem Laiminger die Möglichkeit eine Hofmark mit einer Niedergerichtsbarkeit zu begründen und einen Wohnsitz zu bauen.

Baugeschichte Schloss Schonstett

Nachdem der Untergrund sehr moorhaltig war, wurde der Schlossbau auf sogenannten „Pürsten“ gegründet. Man erreichte einen stabilen Untergrund, indem man Eichenstämme in den moorigen Untergrund versenkte, die durch stabile Verbindungen fixiert wurden, darauf baute man das gotische Turmschloss.
Der Kaufbrief von 1438, in dem Jörig Layminger von Ötling die von Hans Laiminger geerbte „Veste und Sitz“ mit Graben umfangen sowie die Hofmark Schonstett an Hans den Wilden verkaufte, zeugt von einem bestehenden burgähnlichen Wehrbau. Es war üblich, dass solche Anlagen erweitert, ausge-baut oder erneuert wurden.
Anhand einer Dendrologischen Untersuchung am 6. März 2018, eine Altersbestimmung aus Bohr-kernproben vom im Schlossgebäude verbauten Holz, konnte man Erkenntnisse über zeitliche Bau-maßnahmen gewinnen.

Die Bauzeit des gotischen Turmbaues kann durch Original Urkunden auf die Zeit 1404 bis 1435 datiert werden. Im Hauptdach konnte man mehrere Balken und Sparren auf die Zeit von 1486 bis 1490 datieren. Es deutet darauf hin, dass Georg Reichertsheimer von Wagrain zu Schonstett, der von 1484 bis 1534 seinen Sitz in der Hofmark Schonstett hatte, Baumassnahmen am Dach durchführte.

Der gotische Turmbau hatte eine Bemessung von 11,70 m x 12,30 m. Die Mauerstärke der Außenmauern im EG und 1. OG beträgt 1 Meter, im 2. OG 80 cm und im 3. OG 60 cm, das Material ist Bruchstein. Das Schloss war von einem Wassergraben umgeben.

Die Wohnbereiche des 1. und 2. OG hatten jeweils 3 Räume mit einer Wohnfläche von 67 qm im 1. OG und 73,75 qm im 2. OG. Im 3. OG war ein großer Raum mit 110 qm. Im EG waren ein großer Raum mit 32 qm und zwei Räume vermutlich für Lagerzwecke mit 14 bzw. 15 qm.

Der Anbau an der Ostseite, dreigeschossig mit Pultdachung, wurde im Jahr 1614 in den Akten der Hofmarksrechnung unter der Rubrik „Ausgabe den Schlossbau betreffend“ im Detail beschrieben. Die Rechnung wurde im Namen des „Edlen Gestrengen Hans Georg Preu von Straßkirchen zu Schonstett“ aufgestellt. Von Mitte April bis Ende Juni, 10 Wochen mit 6 Arbeitstagen, durchschnittlich mit 7 bis 9 Maurergesellen, einem Mörtelkocher, sowie 10 Zimmergesellen. Dazu ein Maurer- und ein Zimmer-meister.
Ebenso deutet ein Ankauf von 6600 Ziegelsteinen aus der Wasserburger Ziegelei in der Burgau auf ein großes Bauvolumen hin. Zudem konnte man im Ziegelbrennofen in der Hofmark, beim Hofstetter, mit drei bis vier Ziegelbränden jährlich für das notwendige Ziegelmaterial sorgen. Mit dem Ankauf von 25.000 Scharrschindel aus Lerchenholz konnte das Pultdach und das Turmdach eingedeckt werden.
Der östliche Anbau vergrößerte die Wohn- und Nutzfläche des Schlosses um 309 qm.

Die Besitzer des Schonstetter Schlosses

Die Besitzerfamilien des Hofmarkschlosses stammten bis zum Ende der Hofmarkszeit 1848 aus oberbayerischen Adels- oder Patriziergeschlechtern.
Nach den Schonstettern spielte das Geschlecht der „Laiminger“ eine bedeutende Rolle in der Entwicklung von Schonstett.

1404 Die Laiminger – Oberbayerisches Adelsgeschlecht
Hans der Laiminger, Hauptmann von Salzburg,

Er war in 1. Ehe mit Anna von Rechberg verheiratet die 1408 verstarb, seine 2. Ehefrau war Anna von Winzer. Hans der Laiminger der keine Kinder hinterließ, vererbte seinem Neffen Georg von Laiming, das Schonstetter Schloss mit der Hofmark und allen Zugehörungen sowie das Schloss Öttling, ein Schloss an der Altmühl.
1420 Jörg von Laiming zu Öttling und Tegernbach, er heiratete um 1426 die Agatha von Ahaim zu
Wildenau.

1438 Die Wild von Wildenreuth und Judenhof – Oberpfälzer Adelsgeschlecht
Hans Wild von Wildenreuth zu Judenhof und Agatha von Schonstett,
Hans Wild von Judenhof zu Schonstett und Kunigunde von Schonstett,
Wolfgang und Leonhart Wild zu Schonstett, Wolfgang Wild war Richter des Klosters Rott

1467 Die Reichertshaimer – Bayerisches – Österreichisches Adelsgeschlecht
Friedrich Reichertshaimer zu Wagrain und Schonstett, Georg Reichertshaimer zu Schonstett

1549 Die von Baumgarten – Altbayerisches Adelsgeschlecht
Wolfgang von Baumgarten zu Stubenberg und Schonstett, und Anna geb. Hoferin.

Der Nachlass der Anna von Baumgarten wurde 1599 vom Landgericht Kling gesperrt und die verbotenen lutherischen Bücher von den Behörden beschlagnahmt. Anna von Baumgarten konnte nicht in Schonstett bestattet werden, denn sie war „lutherisch“, ihr Leichnam musste mit ihren eigenen Rössern nach Augsburg gefahren werden, wo sie bestattet werden konnte.

1602 Die Prey von Straßkirchen – Böhmisch – Niederbayerisches Adelsgeschlecht
Hans Prey von Straßkirchen und Schonstett, Hans Georg Prey von Schonstett und Stephanskirchen, Hans Rudolph Prey von Schonstett und Stephanskirchen

1702 Die Freiherren von Schleich zu Achdorf auf Schonstett – Landshuter Adelsgeschlecht
Johann Baptist Freiherr von Schleich auf Achdorf zu Schonstett und Stephanskirchen,
Johann Franz Anton Baron von Schleich zu Schonstett, Johann Baptist Baron von Schleich
Joseph Heinrich Freiherr von Schleich

1789 Heinrich Freiherrn von Siebeneich
Im selben Jahr ging das Schloss an Thadäus Reisenegger über

1789 Thadäus von Reisenegger – Bayerischer Landadel
Judas Thaddäus Reisenegger, Hofkammerrat u. Landrichter zu Auerburg
1.Ehe die Monika Freyin von Lafabrique (Niederlande) † 14.06.1791
2. Ehe mit Maria Franziska, geborene von Baerenklau

Sie brachte ein großes Vermögen in die Ehe ein und sanierte wesentliche Bauteile des Schlosses (Dach, Fußböden, breite Innentreppe, Innentüren, Fenster usw.)

Am 09.08.1820 wurde der verwitweten Franziska von Reisenegger in Schonstett und Stephanskirchen die Bildung des Adeligen von Reiseneggerischen Patrimonialgerichtes II. Klasse genehmigt.
Der Adel wurde für 748 Gulden käuflich erworben, um das Patrimonialgericht II. Klasse aufrecht erhalten zu können.

1835 Franz Xaver von Ziegler, Kgl. Bayrischer Major und Adelheid Freiin von Donnersperg
Franz Xaver von Ziegler war ein Neffe der Franziska von Reisenegger und verlebte schon seine Ferien als Knabe in Schonstett auf dem Schloss bei Onkel und Tante.
Major Franz Xaver von Ziegler kam 1863 in den Ruhestand und zog nach München, er verkaufte am 19.02.1863 das Schloss Schonstett mit allen Immobilien.

Folgende Gutsbesitzer ohne Adelsrechte zerschlugen und plünderten das Schloss geradezu, zeitweise gaben sie sich buchstäblich die Türklinke in die Hand.

1863 Makler: Philipp und Leopold Held mit Alexander Brüll aus München – verkauften über 400
Tagwerk Grund, darunter 293 Tagwerk Wald für 167.000 Gulden. Sie bauten die erste kommer-
zielle Ziegelbrennerei in Schonstett.

15.08.1864 Wenzel Rößler, Architekt von München für ca. 20.000 Gulden

06.12.1864 Michael Hofmann, Mechaniker aus München und Magdalena Bruder

1866 Gottfried Schmid und Berta Haushalter

1868 Josef Holmburger und Babette von Thein, Vertragsauflösung am 19.06.1868

1872 Isidor Tabenbach

1873 Hauptmann Edwin von Mayer in München und Auguste geb. von Harz

1874 Ludwig Krämer, Cafetier - ohne Finanzmittel - verkaufte das Inventar ohne Berechtigung

1874 Alois Deiglmayer – Privatier aus München, in der Zeit von 1876 bis 1888 wurden verschiedene
Verkäufe, Zukäufe, Tauschungen vorgenommen. Nach 4 Jahren Streit verkaufte Deiglmayer 1878 die Schlosskapelle am Kirchberg an die Kirchengemeinde Schonstett für eine Abfindung von 100 Goldmark.

1891 Franz Xaver Schmid


1892 Josef Rottenfußer

Am 30.08.1895 Ortskrankenkasse III München – Rekonvaleszentenanstalt für weibliche Angestellte

Eine Anekdote ist aus der Zeit der Mallersdorfer Schwestern zu erzählen: Sie waren für die AOK in der Betreuung der Rekonvaleszenten tätig, ab 1901 auch für das neu gebaute Lungen-sanatorium. Urprünglich war das Schlossdach mit Holzschindeln eingedeckt, wurde jedoch im 20. Jahrhundert mit Ziegelplatten gedeckt, die ein Mehrfaches an Gewicht haben. Es stellten sich im Schloss Mauerrisse ein. Die Mallersdorfer Schwestern, die bis 1971 im obersten Stockwerk schliefen, erzählten von ihren Ängsten, wenn bei heftigen Stürmen das Schloss zu schwimmen begann. Hier hing die Ursache nicht mit dem Gewicht des Daches, als mit der Gründung auf den Eichenstämmen im moorigen Boden zusammen.

Am 27.06.1936 Landesversicherungsanstalt in München - Lungenheilstätte für Frauen

1971 Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V – Wohnangebot für Menschen mit Behinderungen.
Im Schonstetter Schloss sind die Verwaltungsbüros des „Caritas Haus Schonstett“.

Das Caritas Haus Schonstett ist heute ein Wohnangebot zur Lebensbegleitung, Betreuung, Förderung und Pflege für Menschen mit körperlichen und mehrfachen Behinderungen. Gelegen im Herzen der Gemeinde Schonstett und umgeben vom Schlosspark werden viele Festivitäten im Park veranstaltet. Dazu gehören jedes Jahr der gemeinsam mit der von der Pfarrgemeinde ausgerichtete Tag der Begegnung, Sommerfeste oder Gottesdienste sowie der alljährliche Schonstetter Christkindlmarkt.

Sebastian Riepertinger, Gemeindearchiv Schonstett

 

 

Kupferstich von Michael Wening 1720

Kupferstich von Michael Wening 1720
Das Bild zeigt die ungefähre Bausituation zu dieser Zeit.

 

 

 

 

 

 

Hans Georg von Preu zu Straßkirchen und Schonstett

 

 

Hans Georg von Preu zu Straßkirchen und Schonstett

 

 

Anna Maria Preyin geb.von Rainsdorf um 1640

 

Anna Maria Preyin geb.von Rainsdorf um 1640

Die Originale dieser Bilder hingen im Schonstetter Schloss.

 

 

Wappen der Laiminger

 

Wappen der Laiminger.
Quelle: Laiming-Scheibler-Wappenbuch-Bayern-258ps

 

 

 

Wappen der von Wildenau.

 

Wappen der von Wildenau.
Siebmacher-1605.89.14-Wilden

 

Wappen der Reichertsheimer

 

Nachdem das Wappen der Reichertsheimer in keinem Wappenbuch zu finden war, wurde anhand des Reichertshaimer Wappen auf dem Schonstetter Epitaph und der schriftlichen Wappenbeschreibung von Johann Michael Wilhelm Preu, dieses bildlich dargestellt. Erstellt: Martin Holnburger

 

 

Wappen der von Baumgarten zum Stubenberg

 

Das Wappen der von Baumgarten zum Stubenberg.

Quelle: Siebmacher-Tafel-84

 

 

Wappen der Prey von Straßkirchen und Schonstett

 

Wappen der Prey von Straßkirchen und Schonstett
BSB-00035677-00021-Johann Michael Prey, Genealogie des Bayrischen Adels

 

 

Wappen der Adeligen von Schleich

 

Wappen der Adeligen von Schleich
Verliehen 1583-Autor unbekannt

 

 

 

 

Wappen der von Reisenegger, Siebmacher

 

Wappen der von Reisenegger, Siebmacher
großes allgemeines Wappenbuch Bd. VI. Tafel 105, abgestorbener Bayrischer Adel.

 

 

 

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